Was den Profis die Tour de France, ist für die Amateure die Tour Transalp. Mehr als 16000 Höhenmeter auf über 660 Kilometern verteilt, steile Anstiege, rasante Abfahrten und fast durchgehend heißes Wetter, das war das Menü auf dem Weg von Innsbruck nach Riva del Garda, auf den sich unter fast 600 Startern*innen auch das Siegener Team Velolease mit 6 Fahrern machte. Das Team war aufgeteilt in 2 Zweierteams sowie 2 Einzelstarter, darunter Ronny Stober aus Irmgarteichen, der seine Premiere bei dem Etappenrennen feierte.
Das Ziel des Teams war klar, man wollte nach einer Top Vorbereitung im Trainingslager im Südtiroler Passeiertal um den Sieg der Zweier-Teams mitfahren, auch wenn klar war, dass die Vorjahressieger Rene Pammer/Christian Oberngruber aus Österreich die klaren Favoriten sind.
Nach den beiden Auftaktetappen in Österreich, die das Feld von Innsbruck via Imst nach Ried im Oberinntal führten, lag man mit allen Fahrern auf Kurs. Die beiden Teams belegten jeweils den 2. Gesamtrang und versuchten nach Möglichkeit Kräfte zu sparen, für das was noch kommen sollte, denn spätestens am 3. Tag sollte das Stilfser Joch der erst, richtige Gradmesser werden. Diese taktisch kluge Herangehensweise hatte sich auch der Siegerländer Ronny Stober verordnet, der mit viel Erfahrung aus dutzenden Alpenrennen wusste, dass er im Laufe der Woche wird zulegen können. So lag er nach 2 Etappen in Lauerstellung auf dem 4. Gesamtrang, immer in Schlagdistanz zum Podium, während André Reinlein früh erkennen musste, dass bei normalem Verlauf der 3. Rang wohl das Maximum sein wird, so übermächtig zeigten sich die beiden vor ihm Platzierten Verheyen (Belgien) und Girotti (Italien).
Mit dem Start der 3. Etappe ging dann am vergangenen Dienstag das Rennen endgültig los und legendäre Pässe, wie der Passo di Stelvio und der Passo Mortirolo, beide schon oft Schauplatz epischer Duelle beim Giro d`Italia, verdeutlichten dies. Stober spielte genau hier seine Stärken aus und kletterte nach den beiden Etappen auf den 3. Rang, und das, obwohl er die 4. Etappe zu Fuß beenden musste. Auf der mit Schlaglöchern übersäten Abfahrt nach Aprica brach 400 Meter vor dem Etappenziel die linke Kurbel ab und Stober musste mit geschultertem Rad in Chris Froome Manier die Etappe beenden. „Ich dachte das war´s“, zeigte er sich im Ziel dann auch sichtlich geschockt, „so schnell kann es vorbei sein.“
Schäfer und Christ: Teamgeist, Ausdauer und Respekt
Während Reinlein und das Team Master mit Sebastian Stöhr/Philipp Stratmann in bester Schweizer Uhrwerk Manier ihren 3. Bzw. 2 Gesamtplatz mit den entsprechenden Tagesergebnissen festigten und bei den täglichen Siegerehrungen Dauergäste waren, zeichnete sich beim 2. Team ein echter Krimi ab. Die Seriensieger Pammer/Oberngruber lagen unangefochten vorn, während das Velolease Team Christ/Schäfer fast täglich den Platz mit dem Team Strassacker (Mai/Biederer) tauschten. Letztere riskierten insbesondere in den Abfahrten viel und konnten so gegen Christ/Schäfer wertvolle Zeit gutmachen. Die Entscheidung musste also bergauf gesucht werden und so blies man auf der 5. Etappe am Passo del Vivione zum Angriff. Von Beginn an gingen beide ein höllisches Tempo am Anstieg und als die Lücke zu den Kontrahenten endlich aufging, stand im Etappenziel ein Vorsprung von über 4 Minuten auf der Habenseite. Dieser Parforceritt ins Valle del Chiese legte dann auch den Grundstein für den 2. Gesamtrang in Riva, der auch für Teamchef Stefan Eckardt (Siegen) Grund zum Feiern war. Emotional war dann auch sein Kommentar, denn dieses Ergebnis stellte den Höhenpunkt in der erst 4-jährigen Teamgeschichte dar. „Bei einem Rennen auf so hohem Niveau, das durchaus Profiqualität an der Spitze hat, 4-mal auf dem Podium zu stehen, ist fast schon unwirklich und macht mich mächtig stolz“.
Auch Johannes Schäfer (Lauterbach) ließ seinen Emotionen in Riva freien Lauf, nachdem er 7 Tage mit seinem Partner Florian Christ (Benediktbeuern) wie eineiige Zwillinge harmoniert hat. „Wir haben aus jeder Etappe das Beste gemacht“, fasste Johannes zusammen. „Manchmal gewinnt man nicht das Rennen, aber man gewinnt an Erfahrung – und an Freundschaft.“
Stöhr und Stratmann mit starker Vorstellung – und tragischem Aus
Auch das Master Team Sebastian Stöhr (Antrifttal) und Philipp Stratmann (Essen) harmonierte ab der ersten Etappe und nachdem sie sich auf der Auftaktetappe mit Platz 3 zufriedengeben mussten (hinter einem überraschend starken Duo aus Costa Rica), fuhren sie ab der zweiten Etappe durchgehend auf Rang 2 – sowohl in der Tages- als auch in der Gesamtwertung. Mit fast 30 Minuten Vorsprung auf die Drittplatzierten galt ihr zweiter Platz als beinahe sicher, einzig das überlegene Südtiroler Duo Gschnitzer/Oberrauch blieb vor ihnen. Doch auf Etappe 6 kam es zum unglücklichen Wendepunkt: Auf einer technisch anspruchsvollen Abfahrt stürzte Philipp Stratmann schwer und musste das Rennen verletzungsbedingt abbrechen. „Es ist so bitter, wie nah Erfolg und das Aus beieinanderliegen“, resümierte ein sichtlich geknickter Stratmann. Zum Glück erlitt er keine Brüche, reist jedoch unmittelbar nach Hause und wird die Saison leider vorzeitig beenden müssen.
Beide Einzelstarter ebenfalls auf dem Podium
In der Altersklasse Single Men (bis 39 Jahre) zeigte André Reinlein eine durchgehend starke Leistung. Vom ersten Tag an etablierte er sich an der Spitze des Feldes und war ein Dauergast auf dem Podium. Fast schon wie „festgetackert“ belegte er auf den ersten sechs Etappen jeweils den dritten Platz – ein beeindruckendes Zeichen von Konstanz und Kampfgeist. Einzig auf der letzten Etappe nach Riva del Garda musste Reinlein seinen Podiumsplatz kurzzeitig aufgeben, als er auf Platz 1 liegend wenige hundert Meter vor dem Ziel von einem Krampf gestoppt wurde. Dennoch erreichte er ungefährdet und verdient im Gesamtklassement den dritten Rang.
„Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung“, so André im Zielbereich. „Bei ein paar Situationen hat mir das Glück ein wenig gefehlt – etwa am Stilfser Joch, wo ich durch ein Missverständnis rund eine Minute verlor. Bei dieser starken Konkurrenz Platz 3 zu holen, fühlt sich aber fantastisch an.“
In der Kategorie Master Men (40–50 Jahre) ging Ronny Stobers taktisch kluge Rennstrategie auf. Seinen am Stilfser Joch erkämpften 3. Platz verteidigte er bis ins Ziel nach Riva del Garda souverän. Stober bewies mit seiner gleichmäßigen Fahrweise Nervenstärke und Erfahrung, dass er selbst unter den besten Master-Fahrern ganz vorne mitmischen kann. „Für mich ging hier ein sportlicher Lebenstraum in Erfüllung“ strahlte der Siegerländer in Riva.
So standen am Ende 3 Podien zu Buche, was Teamchef Eckardt mehr als zufrieden hinterließ. „Für das ganze Team und seine Unterstützer, ist das eine Bestätigung der Arbeit der vergangenen Jahre. Alle investieren richtig viel Zeit und Arbeit und wir haben für die kommenden Jahre noch viel vor“.
Ergebnisse
Team Man - Hannes & Flo - Platz 2
Team Masters - Basti & Phil - DNF
Single Man - André - Platz 3
Single Master - Ronny - Platz 3
– Fotos: sportograf –
© Urheberrecht. Alle Rechte vorbehalten.
Bildernachweise: Teamfotos und Portraits von Sinje Cramer, Kamerawerk, Siegen; Bilder Teamkit von Toni Eberts Fotografie, Rennbilder von Sportfotograf
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.