
André und Ronny überzeugen beim legendären Maratona dles Dolomites
„Die Dolomiten verursachen bei mir immer wieder Gänsehaut. Deswegen ist der Dolo auch immer ein Highlight im Jahr.“ sagte unser Teamfahrer Ronny im Vorfeld des Maratona dles Dolomites – 138 km und 4.200 Höhenmeter auf den berühmtesten Pässen der Alpen. Zusammen mit mir (André) war er Teil unseres kleinen, aber ambitionierten Aufgebots bei einem der am stärksten besetzten Gran Fondos überhaupt.
Bereits am Freitag fuhren wir gemeinsam die Sella Ronda, am Samstag stand die Vorbelastung auf dem Programm – wohlwissend, dass wir uns im Rennen kaum sehen würden, da Ronny aus Startblock 2 und ich aus Block 1 ins Rennen ging.
Die Ziele waren klar:
Ronny wollte erstmals unter 5:20 Stunden fahren und sich damit für Startblock 1 qualifizieren. Ich selbst hatte mir vorgenommen, unter 5 Stunden zu bleiben – und vielleicht in die Top 25 von über 8.000 Startern zu fahren.
Ein epischer Sonntag in den Dolomiten
Pünktlich um 6:30 Uhr fiel der Startschuss. Ronny hatte sich weit vorne in seinem Block positioniert, kam gut aus dem Campolongo-Anstieg und überholte bereits zahlreiche Fahrer aus Block 1. Die Sella Ronda zu Beginn ist immer ein besonderes „Warm-up“ – ideal, um in den eigenen Rhythmus zu finden. Genau das gelang ihm hervorragend: Über Passo Pordoi, Sella, Gardena und erneut den Campolongo fand er eine gut funktionierende Gruppe fürs einzige längere Flachstück – hin zum gefürchteten Passo Giau.
Ich selbst stand zwar im ersten Startblock, aber nicht allzu weit vorne. Trotzdem funktionierte der Auftakt gut, ich konnte mich am Hinterrad des Vorjahreszweiten halten und ging nahezu in der Spitzengruppe in den ersten Anstieg. Kurz vor der Passhöhe wurde das Tempo verschärft, es entstand eine Lücke, die ich aber mit etwas Aufwand schließen konnte. Über den Pordoi und Sella fuhr ich dann gleichmäßig mit leicht erhöhtem „Tempomat“ – meine Wattwerte stimmten und es fühlte sich einfach gut an.
Richtung Grödner Joch nahm ich etwas Tempo raus, um eine gute Gruppe zu finden. Auch wenn ich durchgehend persönliche Bestzeiten an den Anstiegen fuhr, war das Rennen extrem schnell – wie sich später noch zeigen sollte.
Giau und Falzarego – die Königspässe
Ronny fand am Giau schnell seinen Rhythmus – im Gegensatz zu vielen anderen. Gleichmäßig kurbelte er sich nach oben, auch wenn der Giau naturgemäß immer weh tut. Danach wartete mit dem Falzarego der unrhythmischste Anstieg des Tages. Hier hatte Ronny zunächst etwas zu kämpfen, fand aber solo und mit leichtem Rückenwind wieder in seinen Tritt. Nur der letzte Abschnitt wurde zur mentalen Herausforderung – die Zielzeit war greifbar, aber es wurde eng.
Mit einem beherzten Antritt über die Mur di Giat flog er förmlich ins Ziel – komplett leer, aber zufrieden mit einer neuen persönlichen Bestzeit von 5:22 h.
„Ich bin sehr zufrieden mit meiner Performance, körperlich war ich am Limit. Natürlich schade, dass es knapp nicht für Startblock 1 gereicht hat – aber das wird noch!“, so Ronny nach dem Rennen.
Bei mir lief es ähnlich: Am Giau konnte ich mich früh von meiner Gruppe lösen, andere Fahrer im Blick behalten und kontinuierlich Plätze gutmachen. Auch wenn es schmerzhaft war – der Flow half mir, das hohe Tempo zu halten. Die Abfahrt zum Falzarego nahm ich sicher, ohne großes Risiko. Am Fuß des Passes sammelte ich zwei Fahrer ein, ließ sie stehen und fuhr solo weiter.
Jetzt tat’s richtig weh. Doch ich konnte weiterdrücken – eine Art Tunnelzustand, der mir half, das Tempo bis ins Ziel hochzuhalten. Die letzten Kilometer zurück nach Corvara waren brutal – aber lohnenswert. Mit letzter Kraft erreichte ich das Ziel in 4:52 h auf Platz 26 – absolut zufrieden.
In den Vorjahren hätte diese Zeit locker für die Top 20 gereicht – ein Beleg dafür, wie stark das Feld diesmal besetzt war.
– André Reinlein ist Teamfahrer beim Team Velolease –